Bauforschung
Stift Schlierbach, Oö
Leistungen: Archiv- und Quellenforschung, Bauhistorische Bestandsaufnahme mit Schwerpunkt auf Datierung und Zuschreibung ausgewählter Stuckdecken in Prälatenhof und Neugebäude, Bauhistorischer Bericht
Auftraggeber:in: Schulverein Stiftsgymnasium Schlierbach
Architekturbüro: Moser und Hager Architekten ZT GmbH
Auftragnehmerin: DENKMALplus
Projektstatus: 07.2024 – 01.2025 / abgeschlossen
Die erste Klostergründung geht auf das Jahr 1355 zurück und entstammte einer Stiftung von Eberhard V. und Anna von Wallsee, die die 1352 erworbene Burg Schlierbach als Frauenkloster widmeten. In der Zeit der Reformation kam es zu einem personellen wie wirtschaftlichen Niedergang und einem weitgehenden Leerstand der Anlage, die auf Grund gegenreformatorischer Bestrebungen 1620 vom Stift Rein aus neu besiedelt wurde. Unter Abt Nivard Geyregger (1660-1679) begann 1672 eine barocke Neubauphase, die mit der Errichtung der Bibliothek 1712 weitestgehend abgeschlossen war. Das Baukonzept für die Anlage stammte vermutlich von Pietro Francesco Carlone und sah die Errichtung einer symmetrischen Anlage vor, mit je einem Hof zu beiden Seiten der Kirche und zentralem Klosterportal beim Westtrakt. Die Errichtung des Prälatenhofs stand am Beginn der Neubauphase und wurde mit dem Bau der Westfront in den Jahren 1672 bis 1674 gestartet, darauf folgte der Nordtrakt mit Abteiturm bis 1678 und der Neu- bzw. Umbau des Osttrakts. Auf Grund der schlechten Quellenlage liegen kaum Informationen zum Vorgängerbau des Stiftes und dem Umfang der Um- Neu- und Ausbauten im 17. Jahrhundert vor. Die nach einer Hangrutschung notwendigen Sicherungs- und Sanierungsarbeiten an der Klosteranlage ab 1968, führten zur Entdeckung eines der Vorgängerkirche zugehörigen Baubestands an der Westfassade, der hier endete.
Konzeption und Stuckausstattung samt Fresken der ab 1679 errichteten Stiftskirche stammten von der Künstlerfamilie Carlone. Höchstwahrscheinlich ebenso die Mehrzahl der Stuck- und Freskoausstattungen von Prälatur und kaiserlichen Gästezimmern im Prälatenhof. Die Anwesenheit des Stuckateurs Giovanni Battista Carlone und des Malers und Freskanten Giovanni Carlone in Stift Schlierbach sind ab 1682 mehrfach bezeugt. Im Prälatenhof hat sich im zweiten Obergeschoss des Osttrakt eine, mittels mehrfach profilierten Stuckprofilen kassettierte, Stuckdecke aus der ersten Hälfe 17. Jahrhundert und damit aus der Zeit vor der barocken Neubauphase erhalten.
Text: Ingrid Rathner